Wie groß ist die Konkurrenz auf Spotify?
- Wieso die Zahl von 60.000 Uploads pro Tag vermutlich übertrieben ist
- Weshalb die Konkurrenz von neuen Uploads nicht so groß ist, wie befürchtet
- Weshalb Katalog-Releases die größere Konkurrenz darstellen
In unzähligen Artikeln steht geschrieben, dass pro Tag 60.000 Songs auf Spotify geladen werden, teilweise ist sogar von 70.000 die Rede. Diese enorme Zahl wird dann auch als einer der Hauptgründe aufgeführt, wieso mehr als die Hälfte aller Tracks auf Spotify weniger als 500 Streams erreicht. Der Haken ist: Sie stimmt vermutlich gar nicht. Zu diesem Fazit kommt Musikindustrie-Fachmann Bill Werde, der klar darlegt, wieso die Zahl übertrieben ist.
Nur 20.000 – 40.000 Uploads pro Tag?
Er beginnt mit einer simplen Rechnung: Im April 2022 erklärte Spotify, dass sie 82 Millionen Tracks (inkl. 3,6 Millionen Podcasts) auf ihrer Plattform haben. 17 Monate zuvor, im November 2020, kommunizierten sie die Zahl 70 Millionen. In diesem Zeitraum wuchs die Anzahl Tracks also um 12 Millionen, was 706.000 Songs pro Monat oder rund 23.500 pro Tag entspricht. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Songs auch immer mal wieder von Spotify entfernt werden, ist dies meilenweit entfernt von 60.000.
Andere Quellen sehen die täglichen Uploads bei ca. 40.000. Jedoch relativieren sie, dass darunter auch viele Remasters oder Remixes sind, die nicht unbedingt eine Konkurrenz darstellen für neue Releases. Nicht vergessen darf man zudem, dass viele Künstler*innen ihre Labels oder Vertriebe wechseln. Jedes Mal, wenn dies geschieht, entfernt der eine Vertrieb das Release von Spotify und der andere lädt es wieder hoch. Auch dies wird von Spotify als Upload gezählt, hat aber keinen Einfluss auf die totale Anzahl Songs auf der Plattform und ist auch keine Konkurrenz für neue Releases.
Konkurrenz nicht ganz so groß wie befürchtet
Geht man nun von diesen 23.500 Songs aus und berücksichtigt, dass 80% davon nie mehr als 5.000 Streams erreichen werden, ist man noch bei 4.700 Tracks pro Tag oder 32.900 pro Woche. Diese Zahl wird aber nochmal deutlich tiefer, da man ja primär mit den Tracks aus demselben Genre oder solchen in derselben Sprache konkurriert. Unter dem Strich bleibt die Konkurrenz zwar groß, aber nicht mehr so erschlagend, wie wenn man von 60.000 Uploads pro Tag ausgeht.
Die andere Konkurrenz: Katalog-Releases
Nun ist es aber natürlich so, dass man als Musiker*in nicht nur mit neuen Releases konkurriert, sondern auch mit Songs, die bereits länger auf der Plattform zu finden sind. Beim Kampf um die Aufmerksamkeit der Hörer*innen sind Katalog-Releases sogar die viel größere Konkurrenz. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Katalog-Releases in den USA bei 69,8% und der Trend geht in die Richtung, dass immer weniger neue Musik gehört wird.