Verliert nach Netflix nun auch Spotify User?
- Netflix verliert erstmals User und schockt die Börse
- Was dies mit der Pandemie zu tun hat
- Die neusten Zahlen von Spotify und wieso Musik-Streaming im Vorteil ist
Die Nachricht, dass Netflix verglichen mit dem vorherigen Quartal 200.000 User verlor, löste eine mittlere Schockwelle aus. Der Aktienkurs wurde weiter bachab geschickt durch die Vorwarnung, sie würden im nächsten Quartal wohl sogar 2 Millionen User verlieren. In der Musikindustrie fragten sich viele, ob dieses Schicksal nun auch Spotify oder andere Streaminggiganten ereilen könnte. Wir ordnen ein.
Weniger Zeit und Inflation
Durch die Pandemie profitierten Streaminganbieter überproportional und es war absehbar, dass dieser Effekt nachlässt beziehungsweise sich sogar umkehrt, wenn wir uns wieder der Pre-Covid-Normalität annähern. Während der Pandemie hatten viele Leute plötzlich massiv mehr Zeit und diese verbrachten sie größtenteils in den eigenen vier Wänden. Dies ändert sich nun wieder. Hinzu kommt in vielen Ländern eine Inflation, viele haben also weniger Geld zur Verfügung. Es liegt somit nahe, dass viele ihr Streamingabo einsparen.
Spotify wächst im Q1 weiter
Hat dies nun auch Spotify getroffen? Kurz nach Netflix veröffentlichten sie die Zahlen des ersten Quartals und ein Abwärtstrend ist bislang kaum erkennbar. Spotify hat gegenwärtig 422 Millionen monatliche aktive User (+19% verglichen mit Q1 2021) und 182 Millionen Premium Subscriber (+15%). Verglichen mit Q4 2021 hat Spotify 16 Millionen neue Hörer*innen gewonnen, jedoch nur 2 Millionen neuen Premium Subscriber. Man muss jedoch berücksichtigen, dass Spotify durch die Entscheidung sich aus Russland zurückzuziehen rund 1,5 Millionen Premium Kund*innen verloren hat.
Weiter konnte Spotify seinen Umsatz verglichen mit Q1 2021 um 24% auf 2,66 Milliarden Euro steigern. Unter dem Strich resultierte ein kleiner Verlust von 6 Millionen Euro.
Diese Zahlen interessieren Investoren möglicherweise mehr als Musiker*innen oder Labels. Eine für diese entscheidende Zahl ist jedoch der Umsatz pro zahlenden Kunden. Erfreulicherweise ist auch dieser gestiegen um immerhin 6% auf 4,38 Euro. Wieso steht also Spotify besser da als Netflix?
Musik-Streaming im Vorteil
Musik-Streamingdiensten kommt es zugute, dass sie alle mehr oder weniger dieselbe Musik im Angebot haben. Kaum jemand wird zwei Musik-Streamingdienste nutzen, während viele neben Netflix auch noch ein Sky, Disney oder Amazon Abo haben, da überall anderer Content verfügbar ist. Somit wird viel eher ein Video- als ein Musik-Streamingdienst gekündet. Dort besteht, zumindest bei Spotify, viel eher das Risiko, dass vom Premium- zum Free-Angebot gewechselt wird, was sich natürlich ebenfalls auf die Auszahlungen an die Musiker*innen auswirkt. Dies zeigt sich bereits jetzt: Verglichen mit Q4 wuchsen die Free-User um 7%, die Premium Subscriber jedoch nur um 1%.
Ein weiterer Vorteil ist, zumindest aus Sicht der Musik-Streaminganbieter, dass sie ihre Preise seit Jahren nicht angehoben haben, Netflix jedoch mehrfach. Für Musiker*innen ist dies hingegen eine schlechte Nachricht, denn im momentanen wirtschaftlichen Umfeld wird sich wohl kaum ein Streamingdienst getrauen, höhere Preise zu verlangen. Für Musiker*innen ist es jedoch essentiell, dass die Einnahmen der Streamingdienste steigen, da der Kuchen zwischen immer mehr Künstler*innen verteilt wird.
Spotify bleibt optimistisch und geht von einem weiteren Wachstum aus. Bis Ende des zweiten Quartals rechnen sie mit 428 Millionen aktiven monatlichen Usern und 187 Millionen Premium Subscribern. Allerdings hatte auch Netflix den Rückgang nicht kommen sehen und somit bleiben die Investoren skeptisch. Seit Anfang Jahr hat die Aktie von Spotify über 54% ihres Werts verloren. Wir behalten diese Entwicklung genau im Auge.