Streaming schadet vor allem den Mittelklasse-Künstler*innen

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Was du im Beitrag erfährst:
  • Die Streaming-Mechanismen verhindern eine massive Erhöhung der Auszahlung pro Stream
  • Wieso dies vor allem die Mitteklasse-Künstler*innen trifft
  • Wieso man sich trotzdem nicht vom Streaming abwenden sollte

Die Pandemie hat die Auseinandersetzung mit dem Streaming-System und vor allem mit den Auszahlungen an die Musiker*innen enorm befeuert. Viele Künstler*innen protestieren, einige engagieren sich aktiv und in England wird sogar auf parlamentarischer Ebene untersucht, ob die Auszahlungen gerecht sind. Wer besonders unter den tiefen Ausschüttungen der Streamingdienste leidet, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Analyse von MIDiA.

Die Mechanismen des Streamings

Die Analyse zeigt auf, dass Labels, Publisher und die Streamingdienste zwar mehr der erzielten Einnahmen an die Künstler*innen weitergeben müssten, dies jedoch nicht das Hauptproblem ist. Dieses liegt bei den Mechanismen des Streamings selbst. Es wäre nämlich gar nicht möglich die Auszahlungen pro Stream so massiv zu erhöhen, dass die Mittelklasse-Künstler davon leben könnten, ohne dass die komplette Streaming-Maschinerie zusammenbrechen würde.

Mittelklasse am Stärksten betroffen

Es ist ein erklärtes Ziel von Spotify, dass immer mehr Künstler*innen alleine von ihren Streaming-Einnahmen leben können. Auch wenn diese Zahl sicherlich weiter steigen wird, glauben die Analyst*innen von MIDiA nicht daran, dass die breite Mittelschicht genügend Einnahmen generieren wird. Wenn ein Musiker früher 35.000 pro Jahr durch CD-Verkäufe verdiente, sind dies heute vielleicht 7.000 durch Streaming. Selbst wenn man also die Auszahlung pro Stream verdoppeln würde, wären die Einnahmen noch immer massiv tiefer als bei dem auf Verkäufen basierten Modell. Nötig wäre somit eine Verfünffachung, was jedoch zu einem Kollaps des Streaming-System führen würde.

Während die Top-Artists auch mit dem Streaming signifikante Beträge einspielen und diejenigen, die zuvor schon wenig bis nichts verdienten dies auch weiterhin tun, trifft es somit die breite Mittelklasse. Nach dem alten Modell erzielte man mit weniger Fans mehr Einkommen. Beim Streaming erreicht man wiederum ein größeres Publikum, was zu mehr Einnahmen aus Liveauftritten, Merch-Verkäufen etc. führen kann.

Fazit

Für die meisten Künstler*innen wird es vorderhand nicht realistisch sein, alleine von ihren Streaming-Einnahmen zu leben, es sei denn sie steigen in die Liga der Superstars auf. Was die Mittelstands-Künstler tun müssen, ist ihre Nische finden plus sich auf ihre größten Fans zu fokussieren. Denn die sind es, welche Konzerte besuchen, Merch und NFTs kaufen oder den Artist über Patreon supporten. Diese Einnahmen plus das Streaming zusammen, können es auch Mittelstands-Künstler*innen ermöglichen von ihrer Kunst zu leben.

Sich nun verärgert über die tiefen Auszahlungen gänzlich vom Streaming abzuwenden, wäre hingegen ein Fehler. Denn so verliert man eine der wichtigsten Möglichkeiten, um neue Fans zu gewinnen. Man sollte die Streamingdienste daher nicht primär als Einkommensquelle, sondern als ein Tool wie z.B. das Radio betrachten, mit welchem man neue Hörer*innen erreicht, die man dann auf anderem Weg monetarisieren kann. Auf dem iGroove Magazin findest du regelmäßig Inputs, auf welchen Wegen dich deine treusten Fans unterstützen können.

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