Industry Groove – Woche 33
In meinem Newsletter der vergangenen Woche habe ich über die bevorstehende Zusammenarbeit von Google mit den Majors Universal und Warner berichtet. Gemeinsam wollen sie die Deepfake-Problematik lösen, sodass Fans ohne rechtliche Probleme die Stimmen und Melodien ihrer Lieblingsacts nutzen können und diese wiederum daran verdienen. Da die Informationen noch äußerst vage sind, bleiben momentan deutlich mehr Fragen als Antworten. Zum Beispiel: Wenn Taylor Swift ihre Stimme für Deepfakes freigeben würde und die Tools zur Erstellung von Deepfakes immer besser und einfacher zu nutzen werden (wovon man ausgehen muss), wer soll dann all diese wohl abertausenden TAIlor-Swift-Songs anhören, um sie nach toxischen Inhalten abzuklopfen? Hätte das Team von Taylor auch das Recht, Songs nur aufgrund der musikalischen Qualität abzulehnen? Und würden die Songs der „echten“ Taylor und von TAIlor auf demselben Profil bei den DSPs landen? Weitere offene Fragen findet ihr weiter unten.
Ein weiteres Beispiel dafür gefällig, wie (erschreckend) gut KI heute schon ist? Dann höre dir diese “Kollaboration“ von Tupac und DMX an.
Herzlichen Dank an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben und für die fast ausschließlich positiven Rückmeldungen. Schön zu wissen, dass der Newsletter zwar lang ist, aber für die meisten nicht zu lang und dass ich häufig die relevanten Themen hineinpacke. Das gibt einen zusätzlichen Motivationsschub!
Die Deepfakes-Lösung von Google und den Majors birgt neue Probleme
- Ganz nach dem Motto „If you can’t beat ‘em, join ‘em» scheinen die Majors bereit zu sein, Deepfakes ihrer Künstler*innen zukünftig zuzulassen.
- Das ist zum einen verständlich und bietet sogar großes Potenzial zur Monetarisierung. Gleichzeitig ist es auch nicht gänzlich risikofrei, wie MBW in diesem Artikel aufzeigt und folgende Probleme skizziert:
- Erstens sehen sie die Möglichkeit, dass KI-Songs zu einer ernsthaften Konkurrenz für die “echten” Songs eines Artists werden. Wenn zum Beispiel ständig neue Fake-Drake-Songs auf den Markt kommen und einige davon sogar zu Hits werden, könnte dies das Interesse an neuen Songs von Drake schmälern, da die Fans ja bereits ihre Dosis in Form von Deepfakes erhalten. Weiter stellt sich die Frage: Würde Drake dann zum Beispiel diese KI-Hits bei seinen Shows spielen und wenn ja, wer wird dann bezahlt? Schöne neue Welt!
- Obwohl die Künstler*innen wohl die Möglichkeit haben werden, ihre Stimmen nicht für Deepfakes zuzulassen, wird es wohl einen starken Druck geben, dies trotzdem zu tun. Nicht zuletzt, weil es natürlich auch wenn eine legale Lösung da ist, weiterhin zahllose illegale Deepfakes im Netz geben wird. Vielen Artists bleibt womöglich gar keine andere Möglichkeit als mitzuspielen.
- Drittens könnte der Deepfake-Content dafür sorgen, dass weniger neue Acts entdeckt werden. Nicht nur gibt es mehr Songs von den aktuellen Top-Acts, hinzu käme wohl auch noch sehr viel neue Musik bereits verstorbener Künstler*innen. Dadurch bleibt von der ohnehin begrenzten Aufmerksamkeitsspanne der Fans ein noch kleinerer Teil für neue, aufstrebende Acts übrig.
HipHop sorgt für fast einen Viertel aller Spotify-Streams
- Passend zum Geburtstag von HipHop hat Spotify einige Statistiken rund um das momentan populärste Genre veröffentlicht.
- Gemäß dem Blogpost ist 2023 beinahe jeder vierte Stream HipHop zuzuordnen.
- Luminate zeigte kürzlich, dass in den USA 27,3% aller Streams aus den Genres HipHop und R&B kommen. Die Zahlen von Spotify sind jedoch weltweit und machen sie daher noch eindrucksvoller.
- Die USA sind nicht nur der Geburtsort von HipHop, sondern auch weiterhin der wichtigste Markt. Darauf folgen Mexiko, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Indien, Kanada und, zu meiner Überraschung, Italien.
- Weiter schreibt Spotify, dass 400 Millionen ihrer User HipHop-Musik gestreamt haben, das sind knapp 73% der monatlich aktiven User.
- Noch einige weitere interessante Fakten: In den letzten drei Jahren waren von den 50 meistgestreamten Künstlern auf Spotify immer beinahe die Hälfte HipHop-Acts.
- Über 53 Millionen User-Generated sowie Spotify-Playlists haben HipHop oder Rap im Titel und 2 Milliarden Playlists beinhalten mindestens einen HipHop-Song.
- Die meistgehörte HipHop-Playlist ist Rap Caviar, was auch die Spotify-Playlist mit den zweitmeisten Followern überhaupt ist.
- Warum HipHop im Live-Sektor nicht gleich hohe Marktanteile erreicht wie beim Streaming, analysiert dieser Artikel.
Bonus Reads
- YouTube Music ist der nächste DSP, der vertikale Videos zur Entdeckung neuer Musik einsetzt. Diese findet man neu unter dem Tab “Samples“. Über diese Samples kann man nicht nur diverse Aktionen auf YouTube Music durchführen, wie den Song liken oder zu einer Playlist hinzufügen, es besteht auch eine direkte Verbindung zu YouTube Shorts. Zudem zählen angesehene Samples als Views auf dem Musikvideo. YouTube nutzt und kombiniert hier also geschickt seine verschiedenen Angebote.
- Wenn wir schon von YouTube Shorts sprechen: Möchtest du wissen, wie die Algorithmen der Shorts funktionieren? Hootsuite ist in die Thematik eingetaucht.
- Schritt für Schritt bietet Spotify den Künstler*innen auf ihrer Plattform zusätzliche Einnahmemöglichkeiten. Der neuste Move ist, dass sich Spotify nun mit Patreon verbinden lässt – jedoch ist dies vorerst nur für Podcaster*innen möglich. Ob dies auch auf Musiker*innen ausgeweitet wird, ist bislang nicht bekannt. Ob sich Patreon für Musiker*innen lohnt, habe ich in diesem Post erforscht.
- Die längst überfälligen Preiserhöhungen bei den DSPs gehen munter weiter. Nun ist wieder Amazon Music an der Reihe, die in den USA den Preis für Amazon Music Unlimited und Amazon Music Unlimited Family um jeweils einen Dollar erhöhen.
- Ab sofort ist es möglich, Musik nicht nur zu Stories, Reels oder einzelnen Feed-Fotos auf Instagram hinzuzufügen, sondern auch zu Karussell-Posts (sofern es sich nicht nur um Videos handelt).