Industry Groove – Woche 26

0 Shares

Wie man so schön sagt, hat alles zwei Seiten. Einerseits ist es natürlich eine positive Entwicklung, wenn es immer weniger Hürden gibt, um selbst Musik zu kreieren. Vor allem, wenn der Zugang zur Musikproduktion nicht mehr vom Budget abhängig ist. Andererseits ist es auch ein wenig erschreckend und befremdlich, wenn plötzlich alle dank einfacherer Tools und nun mit gütiger Unterstützung von KI Musik produzieren und mit wenigen Schritten auch veröffentlichen können. Wenn sich fast alle selbst als Creator sehen (und wie wir unten im Culture & Trends Report sehen, sind dies immer mehr), wird es dann überhaupt noch Superstars geben und können sich die wirklichen Talente noch von der Masse abheben?

Mit dem leichteren Zugang zur Musik und deren Produktion wird sich die Musikbranche erneut fundamental verändern, wie etwa dieser gewohnt smarte Beitrag von MIDiA zeigt. Doch zu viele Sorgen sollte man sich trotzdem nicht machen, denn vielmehr bietet die zunehmende Verschmelzung von Konsument*in und Creator neue Möglichkeiten. So gut wie jede*r kann einen Ball nehmen und Fußball spielen. Trotzdem wird die Champions League verfolgt und zu den Spielern der Bundesliga aufgeschaut. Nicht jeder wird zum neuen Messi oder Mbappé und die wenigsten schaffen es überhaupt zum Ersatzspieler in der 2. Bundesliga. Genauso gelingt es nur den wenigsten Musiker*innen, aus der Masse herauszustechen und dies wird zukünftig wohl sogar noch schwieriger. Doch es wird weiterhin einigen gelingen, schlicht weil Talent immer noch wertgeschätzt wird. Es wird wohl weniger globale Superstars geben, dafür weiterhin Künstler*innen, die in ihren Nischen Erfolge feiern, von Streams und Verkäufen leben können und Shows spielen.

Wie ihr sicherlich gemerkt habt, ist der Newsletter in diesen sommerlichen Wochen kürzer als sonst. Diese kleine Verschnaufpause kann zum Beispiel dazu genutzt werden, in das Archiv unseres iGroove Magazins einzutauchen und sich in einige Themen zu vertiefen. Die Beiträge lassen sich sowohl nach Kategorie (z.B. Streaming, Social Media) als auch nach Themen (z.B. Spotify, TikTok, NFTs) filtern. Viel Spaß beim Eintauchen, sei es in den Pool oder in unser Archiv.


  • YouTube hat ihren jährlichen “Culture & Trends Report“ veröffentlicht, der auf einer Umfrage mit 25.892 Teilnehmenden aus 14 Ländern basiert und einen vertieften Einblick in die sich verändernden Trends auf YouTube bieten soll. Hier sind einige der Fakten daraus:
  • 47% der Gen-Z haben sich im vergangenen Jahr ein Video eines Fans von bestimmtem Content, einem Artist oder öffentlichen Person angeschaut. Eine Zahl, die die Wichtigkeit von User-Generated-Content unterstreicht.
  • Noch eindrucksvoller ist diese Zahl: 82% der 18-44-Jährigen haben im letzten Jahr selbst Video-Content gepostet. Dies bezieht sich nicht nur auf YouTube, sondern kann auch Instagram Stories, TikTok oder Snapchat bedeuten.
  • Ebenfalls beeindruckend: satte 40% der Befragten würden sich selbst als “Content Creator“ bezeichnen.
  • Sprachbarrieren sind immer weniger wichtig. 54% der Befragten folgen mindestens einem Creator, der nicht ihre Sprache spricht. Dieser Trend zeigt sich auch in der Musik, mit dem Hype um spanischsprachige oder koreanische Musik.
  • YouTube sieht sich durch ihre „Multi-Format-Strategie“ bestätigt, da 87% der Befragten mindestens vier verschiedene Formate auf YouTube konsumierten. Das können längere Videos, Shorts, Livestreams, Podcasts oder TV sein. 67% der Gen Z befürworten es, wenn ihre Lieblings-Creator verschiedene Formate nutzen.
  • Natürlich darf auch das Thema KI nicht fehlen. Immer mehr Videos werden mit Hilfe von KI produziert oder featuren sogar sogenannte VTubers (virtuelle YouTuber).
  • 60% sind offen dafür, Videos zu schauen, die mit Hilfe von KI erstellt wurden. 52% haben sich im vergangenen Jahr bereits ein Video mit einem VTuber angeschaut.

Reminder: Letzte Chance, deine Daten von Spotify for Artists herunterzuladen

  • Wie ich bereits angekündigt hatte, werden auf Spotify for Artists alle historischen Daten, die älter als 2021 sind, gelöscht. Wer diese noch speichern möchte, hat nur noch bis Ende Juni Zeit. Ab dem 1. Juli sind die historischen Daten nicht mehr verfügbar. Der Download ist über Desktop, aber nicht über die App-Version möglich.
  • Historische Daten können nützlich sein bei der Analyse älterer Veröffentlichungen und entsprechend bei der Planung des Marketings für kommende Releases, da man so aus Erfolgen und Fehlern bei früheren Veröffentlichungen lernen kann.
  • Die Löschung der älteren Daten, mit der Spotify massiv Speicherplatz und somit auch Kosten einsparen kann, wird selbstverständlich keinen Einfluss auf deinen All-time-Stream-Count haben.

Bonus Reads

  • Chartmetric präsentiert in einem interessanten Artikel den „Fan Journey“ – von der Entdeckung der Musik bis zum Stan – und gibt dabei zusätzlich einige Tipps.
  • Patreon funktionierte bislang quasi so, dass man zahlendes Mitglied eines Fanclubs wurde. Jetzt hat die Plattform ihr Angebot um ein Free Membership erweitert mit dem Ziel, dass die Künstler*innen ihre Communities vergrößern und noch mehr Fans auf die Plattform locken können. Sie können diese dann mit Content versorgen und gezielt digitale Standalone-Produkte verkaufen. Patreon wirbt damit, dass man, anders als bei Social-Media-Plattformen, weder den Algorithmus umschmeicheln noch für Ads bezahlen muss, um seine Fans zu erreichen.
  • Dieser Artikel zeigt auf, warum Elon Musk die Klage der Publisher gegen Twitter, über die ich vorletzte Woche berichtet habe, ernst nehmen sollte. Er wirft zusätzlich die Frage auf, ob Twitter sich momentan überhaupt einen Deal mit den Publishern leisten könnte. Ziemlich sicher ist jedoch: Keinen Deal kann sich das Unternehmen kaum erlauben.
  • Eine Auswertung von MBW hat ergeben, dass die drei Major-Labels Universal, Sony und Warner weltweit insgesamt 27.292 Menschen beschäftigen (festangestellt und temporär). Das sind über 1.000 mehr als noch ein Jahr zuvor und rund 6.600 mehr als vor fünf Jahren. Universal hat 9.992 Angestellte, Sony beschäftigt sogar 11.100 Mitarbeiter*innen und Warner bringt es auf 6.200 Angestellte.
  • Zum 100-jährigen Bestehen kann die Schweizer Verwertungsgesellschaft SUISA ein Rekordergebnis verkünden. Die Urheberrechte aus dem In- und Ausland betrugen insgesamt 180,5 Millionen Franken (rund 184 Millionen Euro), was einem Anstieg von 20,7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Davon werden 145 Millionen Franken (ca. 148 Millionen Euro) an Komponist*innen, Textautor*innen und Verleger*innen ausgeschüttet, 9,1% mehr als im Vorjahr.
0 Shares