Industry Groove – Woche 24
Ein Sommerloch gibt es in der Musikindustrie zwar nicht mehr, doch trotzdem merkt man natürlich, dass viele ihren Sommerurlaub genießen, die Festivals die Agenda dominieren und manche lieber im Freibad herumlümmeln, als Überstunden zu leisten. Ergo sorgt dies auch dafür, dass das Rad etwas langsamer dreht und die News etwas spärlicher ausfallen als in anderen Jahreszeiten. Dieser kurze Break kann aber nicht schaden und gibt einem die Möglichkeit, in Ruhe über die Veränderungen nachzudenken, die das erste Halbjahr mit sich gebracht hat. Oder halt einfach etwas mehr Zeit im Freibad zu verbringen. Genießt das Wetter!
Universal will auch SoundCloud einspannen
- Universal ist auf der Suche nach einem neuen Streaming-Modell und hat sich dafür, wie berichtet, bislang mit Tidal und Deezer zusammengetan.
- Medienberichten zufolge wird als nächstes nun auch SoundCloud nach dem optimalen Modell suchen. Insider gehen davon aus, dass die Verhandlungen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden.
- Es bleibt zu hoffen, dass SoundCloud, anders als Tidal, ihr User-Centric aka Fan-Powered Experiment nicht aufgeben wird.
- An dieser Stelle sei auch nochmals auf die Studie von Pro Musik hingewiesen, die ich bereits im Newsletter der Woche 19 erwähnt hatte. Diese untersuchte das User-Centric-Modell in 18 Ländern und kommt zum Schluss, dass 32,6% der Tantiemen neu verteilt werden würden.
- Ihrer Auswertung zufolge würden 29,3% der Artists mit dem User-Centric-Modell über 40% mehr verdienen. 38,8% aller Künstler*innen jedoch über 40% weniger.
- 19% der Artists könnten ihr Einkommen unter dem neuen Modell verdoppeln. Das Problem ist jedoch: das Doppelte von wenig ist immer noch nicht wirklich viel.
- Solange der Kuchen nicht wächst, werden einzig die Kuchenstücke anders verteilt. Die Quintessenz? Damit sich wirklich etwas ändert, muss der Kuchen größer werden.
Meta präsentiert Musik-KI
- In letzter Zeit sind zahlreiche neue Musik-KI-Tools aufgetaucht und auch die großen Tech-Firmen beschäftigen sich mit der Thematik. Nachdem Alphabet (Google) kürzlich MusicLM veröffentlicht hat, folgt nun Meta mit MusicGen.
- Mittels Textbefehlen kann man der KI die gewünschte Richtung vorgeben und diese spuckt dann 12-sekündige Snippets aus.
- Die KI wurde mit 20.000 Stunden lizenzierter Musik trainiert (zum Vergleich: MusicLM basiert auf 280.000 Stunden Musik).
- Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei MusicGen, ebenso wie bei MusicLM, vorderhand eher um Forschungsprojekte als um kommerziell releaste Tools für den Endnutzer. Gemäß Music Ally dienen sie viel eher als Grundlage für Start-ups und Entwickler.
- Hier kann man das Tool selbst ausprobieren. Ich persönlich bin bislang noch wenig beeindruckt und andere auch nicht.
Publisher verklagen Twitter auf 250 Millionen Dollar
- Social-Media-Plattformen und die Musikindustrie haben eine traditionell nicht ganz einfache Beziehung. Zweifellos ist Social Media für Musiker*innen und Labels enorm wichtig. Ebenso profitieren die Plattformen von deren Präsenz und noch viel mehr von der Musik, welche ihre User nutzen können. Wie diese Nutzung abgegolten werden soll, darüber scheiden sich jedoch die Geister.
- Twitter hat sich als besonders widerspenstig erwiesen, was nun 17 Publishing-Unternehmen zu einer Klage gegen das von Elon Musk aufgekaufte Unternehmen veranlasst hat.
- Es sind nicht irgendwelche Unternehmen, die hier klagen, sondern die großen Player im Verlagsbereich wie Concord, Universal Music Publishing Group, BMG Rights Management, Hipgnosis Songs Group, Kobalt Music Publishing, Sony Music Publishing und Warner Chappell Music.
- In der Klage stellen die Verlage klar, dass viele von Twitters Konkurrenten mittlerweile die Notwendigkeit ordnungsgemäßer Lizenzen erkannt haben und Vereinbarungen für die Nutzung von Musikkompositionen respektieren. Twitter mache sich jedoch massiver Urheberrechtsverletzungen schuldig.
- Tatsächlich hat Twitter im Gegensatz zu Instagram, Facebook oder TikTok keine Lizenzvereinbarung mit den großen Musikunternehmen abgeschlossen. Diese dulden dies nun nicht länger.
Bonus Reads
- Music Ally hat seinen neuesten “Streaming Report“ veröffentlicht und bietet ausführliche und interessante Insights zum Stand der verschiedenen DSPs. Der Bericht beleuchtet, was die verschiedenen Anbieter zuletzt lanciert haben, was sie von der Konkurrenz abhebt und wo die Risiken liegen. Darüber hinaus wagen die Autoren auch einen Blick in die Zukunft. Must Read, würde ich behaupten.
- Der Blog BPB hat eine Umfrage zum Thema KI in der Musik unter 1.533 Producern durchgeführt. Von diesen glauben nicht weniger als 73%, dass KI sie über kurz oder lang ersetzen könnte – eine erstaunlich hohe Zahl. Trotz dieser vorhandenen Angst haben nur 17,3% der Befragten ein negatives Bild von KI – 47,9% sind neutral. 36,8% der Produzenten nutzen bereits KI-Tools, hauptsächlich im Bereich Mixing/Mastering. Die gesamten Ergebnisse findest du hier.
- Der Sommer ist zwar mittlerweile angekommen, doch Spotify macht weiterhin Frühlingsputz. Nach zahlreichen Entlassungen und der Einstellung von Heardle und Spotify Live wird nun das Musik-Erstellungstool SoundTrap an seine Gründer zurückverkauft. Ähnlich war Spotify im Herbst 2021 bereits mit SoundBetter verfahren.
- Streaming-Betrug ist ein ernsthaftes Problem und geht zu Lasten vieler Musiker*innen, die ihre Releases auf ehrliche Art und Weise promoten. Dies sehen auch diverse Vertriebe sowie die DSPs Spotify und Amazon Music so. Sie haben sich zur Allianz MFF (Music Fights Fraud) zusammengeschlossen. Anstatt dass alle Beteiligten nur für sich Maßnahmen ergreifen, sollen diese nun durch die Allianz gebündelt werden. Eine grundsätzlich gute Sache, auch wenn sich hier nur Player zusammentun, die vom Betrug, wenn überhaupt, nur indirekt betroffen sind.