iGroove spannt Rapper Kool Savas ein
- Dieser Artikel zeigt die internationalen Ambitionen von iGroove
- Kool Savas erklärt, wieso er sich zu Beginn seiner Karriere eine Plattform wie iGroove gewünscht hätte
- Wie das Geschäftsmodell von iGroove funktioniert
Schweizer Start-up sorgt für neue Töne im Musikmarkt
Schweizer Bescheidenheit? Kennt iGroove nicht. Das Schweizer Start-up will die Vormacht grosser Plattenfirmen brechen. Der Masterplan steht – dank Geld aus dem Silicon Valley und dem Rap-Star Kool Savas.
Microsoft wollte dem Schweizer Jungunternehmen iGroove die Verwendung des Namens verbieten lassen – dies, nachdem der IT-Gigant aus den USA die Musikvertriebsfirma aus Pfäffikon SZ ursprünglich sogar noch gefördert hatte.
Wer heute den schnellen Erfolg im Musikbusiness sucht, der rappt über Fussballer, fette Autos, hübsche Frauen – oder fette Kohle. Tatsächlich fliesst die Knete dank Streaming-Diensten wie Spotify oder Apple Music ganz ordentlich. Letztes Jahr betrug der weltweite Umsatz aus Streams satte 8,9 Milliarden Dollar.
Das Schweizer Start-up iGroove ist scharf auf ein Stück von diesem Kuchen. Das Unternehmen mit Sitz in Pfäffikon SZ bläst zum Sturm auf die Majorlabels Universal, Sony und Warner, die über drei Viertel des Musikmarkts beherrschen. «Wir wollen unter die Top-Player des internationalen Musikmarktes», sagt iGroove-CEO Dennis Hausammann (35).
Start-up will auch Weltstars
iGroove ermöglicht Künstlern und Musiklabels, ihre Musik unabhängig von Plattenfirmen über Streaming-Plattformen anzubieten. Schweizer Musiker wie Lo & Leduc oder Luca Hänni arbeiteten bereits mit dem Start-up zusammen. Aber iGroove will Weltstars. Richten soll es ein neuartiges Konzept, frisches Kapital und der Rapper Kool Savas (44).
Der Deutsche geht für iGroove auf Talentsuche. «Ich werde versuchen, jungen Rappern die Vorteile des Konzepts aufzuzeigen», sagte er zu BLICK. iGroove biete Musikern rasche Vorschüsse für die Musikproduktion, individuelle Unterstützung und eine höhere Umsatzbeteiligung als bei Plattenfirmen.
Sprungbrett in die USA
«Ich hätte mir am Anfang meiner Karriere eine Plattform wie iGroove gewünscht», sagt der Rapper mit vier Nummer-1-Alben. Savas als Zugpferd einzusetzen, hat Konzept: Deutsch-Rap boomt. Die Top drei der Schweizer Spotify-Jahresbestenliste von 2019 belegen allesamt Rapper aus Deutschland.
«Kool Savas ist nicht nur unser Sprachrohr, er kennt auch das Musikbusiness in Deutschland bestens», sagt Hausammann. iGroove will sich in diesem Markt einen Namen machen. Und ihn als Sprungbrett für den Schritt in die USA nutzen.
Vollgas mit Fries
Das nötige Kapital für die Expansion schiesst der Bündner Investor Alex Fries (51) ein. «iGroove passt mit seiner technischen Ausstattung hervorragend in den amerikanischen Musikmarkt», sagt er zu BLICK. Fries muss es wissen. Er lebt seit 30 Jahren im Silicon Valley und hat sich als Start-up-Gründer einen Namen gemacht.
Das Geld für die Beteiligung macht Fries aus einem seiner Technologie-Fonds locker. «Besonders die Daten über das Konsumverhalten auf Streaming-Plattformen können künftig sehr wertvoll sein», sagt Fries.
iGroove kann damit in Echtzeit analysieren, welche Songs beim Hörer ankommen. Auch Fries hat mit dem Start-up Grosses vor: «Langfristig wollen wir den Weltmarkt dominieren.» Angaben über die Höhe der Investition wollen weder iGroove noch Fries selber machen.
Im Bett mit Microsoft
Bekannt wurde iGroove 2015 mit Lieder-Käufen via SMS. Dieser Dienst wird seit dem Aufkommen von Spotify und Co. kaum mehr genutzt. Das neue Geschäftsmodell konzentriert sich auf den Digitalvertrieb von Musik – vorwiegend von Hip-Hop und Elektro. Ein klassisches Studio einer Plattenfirma ist zur Aufnahme dieser Songs heute oft nicht nötig. Meist reichen ein Computer und ein Mikrofon.
An Selbstbewusstsein fehlt es den Jungunternehmern nicht – allerdings noch an einem Musikernetzwerk in Übersee. Darum ist das Start-up in den USA auf der Suche nach Talentscouts wie Kool Savas.
So funktioniert iGroove
Bei Plattenlabels unterschreiben Musiker Verträge, in denen sie die Rechte an ihren musikalischen Werken abtreten. Die Labels behalten einen Grossteil des Umsatzes aus dem Musikverkauf für sich. Im Gegenzug kümmert sich die Plattenfirma um die Finanzierung, Herstellung und Vermarktung der Musik. Bei iGroove ist das anders. Musiker behalten hier die Rechte an ihren Liedern. iGroove stellt die Musik seiner Künstler auf die Streaming-Plattformen. 92 Prozent des Umsatzes aus dem Streaming gibt iGroove den Musikern weiter – so viel wie sonst nirgendwo. Zudem können Musiker einzelne Dienstleistungen beziehen, die sonst Plattenlabels verrichten: die Vermarktung von Alben, die Pflege von Social-Media-Kanälen oder das Pressen von CDs. Einziger Unterschied: Musiker bezahlen nur für die Dienste, die sie beziehen.
Streaming spült Musikbranche Geld in die Kassen
Streamingportale wie Spotify, Deezer oder Apple Music haben dem globalen Musikgeschäft wieder ordentlich Schub gegeben. 2018 setzte die Musikindustrie weltweit 19,1 Milliarden US-Dollar um, 33,5 Prozent mehr als noch 2014. Laut dem Global Music Report des Weltverbands der Phonoindustrie (Ifpi) wurde fast die Hälfte des Gesamterlöses über Streamingdienste generiert. Das Streaming-Segment wuchs letztes Jahr um 33 Prozent. Hingegen ist der Verkaufserlös aus dem Musik-Download stark rückläufig. Die Branche erzielte lediglich noch einen Viertel des Gesamtumsatzes mit CDs und Schallplatten.
Artikel von Fabio Giger
Den Original-Artikel gibt es hier.