Es wird immer weniger neue Musik gehört
- Im zweiten Halbjahr 2021 betrug der Anteil der Katalog Releases 82,1%
- Der Anteil neuer Releases fiel auch in effektiven Zahlen
- Wieso dies mit dem Alter der Konsumenten zusammenhängen könnte
Wir berichteten bereits vergangenen Frühling darüber, dass Katalog-Releases immer wichtiger werden und in den USA bereits zwei Drittel der gehörten Songs unter die Kategorie Katalog fallen. Die neusten Auswertungen zeigen nun, dass diese Zahl nochmals frappant angestiegen ist und unterdessen sogar 82,1% der gehörten Songs als Katalog Releases gelten.
Die von MRC Data erhobenen Daten zeigen für das zweite Halbjahr einen Anstieg auf die erwähnten 82,1%. Berücksichtigt werden dabei sowohl Verkäufe wie auch Streams. Damit ein Release als Katalog gewertet wird, muss es zum Zeitpunkt des Verkaufs bzw. Streams 18 Monate oder älter sein. Über das gesamte Jahr 2021 betrachtet, lag der Anteil der Katalog-Releases bei 69,8% (ursprünglich sprach MRC von 74,5%, sie korrigierten die Zahl aber nach unten), 2020 waren es erst 66,4%.
Der Anteil der neuen Releases fiel nicht nur prozentual von 33,6 auf 25,5%, sondern auch in effektiven Zahlen. Obwohl 2021, gerade in der zweiten Jahreshälfte, viele Blockbuster-Releases erschienen, griffen die Hörer*innen vermehrt auf ältere Releases zurück. Nicht ersichtlich aus der Auswertung ist, ob vor allem Songs gehört wurden, welche die 18 Monate Marke knapp überschritten haben, oder ob der Anstieg tatsächlich auf Tracks basiert, die mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte alt sind.
Immer mehr ältere Streamer*innen?
Nun stellt sich natürlich die Frage, wieso in der zweiten Jahreshälfte der Konsum von älteren Releases in den USA so massiv angestiegen ist. Eine Theorie ist, dass immer mehr ältere Hörer*innen Streaming nutzen und entsprechend auch Musik aus vergangenen Dekaden abspielen. In den USA nutzen bereits 89% der 56-74-jährigen Streaming, was verglichen mit anderen Ländern ein enorm hoher Wert ist. In Deutschland und Frankreich sind es beispielsweise nur 37%, in Italien 40% und UK bringt es auf 41%.
Streaming Nutzer per Altersgruppe
Land | Gen Z (Jahrgang 1998–2008) | Millennials (Jahrgang 1982–97) | Gen X (Jahrgang 1966–81) | Boomers (Jahrgang 1947–65) |
---|---|---|---|---|
Argentinien | 87% | 89% | 77% | 58% |
Brasilien | 87% | 89% | 73% | 63% |
Chile | 91% | 92% | 78% | 72% |
Deutschland | 83% | 78% | 59% | 37% |
Frankreich | 84% | 68% | 53% | 37% |
Italien | 77% | 76% | 59% | 40% |
Japan | 89% | 70% | 51% | 34% |
Kolumbien | 84% | 88% | 76% | 69% |
Mexiko | 83% | 87% | 81% | 75% |
Spanien | 82% | 78% | 74% | 57% |
UK | 77% | 79% | 67% | 41% |
USA | 99% | 98% | 96% | 89% |
Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Spanien, UK und USA: Anteil der Gesamtbevölkerung über 13 Jahre, die Streaming nutzt.
Vorausgesetzt die Theorie stimmt, dürfte also in den meisten Märkten der Anteil an Katalog-Releases nicht so hoch sein wie in den USA. Konkrete Zahlen dazu liegen uns jedoch nicht vor. Es gilt aber sicherlich weiterhin, was wir bereits in unserem letzten Beitrag erwähnten: man sollte unbedingt auch seine älteren Releases über die Streaming Plattformen bereitstellen und diese auch regelmäßig bei den Hörer*innen in Erinnerung rufen.
Vinyl- und CD-Verkäufe steigen an
Der Report von MRC Data zeigt weiter, dass die Vinyl-Verkäufe in den USA verglichen mit dem Vorjahr um 51,4% angestiegen sind und insgesamt 41,7 Millionen Exemplare verkauft wurden. Somit übertrifft Vinyl die CD erneut, dies obwohl die Verkäufe erstmals seit 2004 wieder angestiegen sind und gegenwärtig bei 40,59 Millionen Exemplaren liegen.