Der crossmediale Weg in die Zukunft?
- RTL+ wird zu einer crossmedialen Plattform und holt Deezer ins Boot
- Wieso es zukünftig häufiger zu solch crossmedialen Zusammenarbeiten kommen könnte
- Welchen Einfluss dies auf die Einnahmen von Musiker*innen hätte
Die meisten Konsument*innen haben vermutlich zwei Streamingabos: mit dem einen schauen sie Serien und Filme, mit dem anderen hören sie Musik und Podcasts. Aus reiner Bequemlichkeit wären sicherlich viele froh, dies wäre alles über eine App möglich. Dem am nächsten kommen bislang Amazon und Apple, die beide sowohl Audio- wie Film-Streaming anbieten, jedoch voneinander getrennt. Ein möglicher Trendsetter kommt nun aus unerwarteter Richtung, nämlich in Form von RTL bzw. dessen Streaming-Ableger RTL+ (vormals TVNOW).
RTL+ und Deezer machen gemeinsame Sache
RTL+ ist die Antwort der Mediengruppe auf die Konkurrenz von Streaminganbietern wie Netflix, Sky, Prime oder Disney+ und hat bislang 3,4 Millionen zahlende Abonnent*innen (davon 2,39 in Deutschland). Nun soll RTL+ zu einer crossmedialen Entertainment-Plattform umgebaut werden. Zusätzlich zum bestehenden Angebot aus Serien und Filmen sollen neu auch Podcasts, Hörbücher, E-Magazine und eben Musik hinzukommen. Losgehen soll es im ersten Halbjahr 2022.
Als Partner für das Musikstreaming holte sich RTL Deezer ins Boot. Anders als bei anderen Partnerschaften, wird man nicht einfach ein Deezer-Abo im Preis inbegriffen haben, sondern alle Audio-Inhalte von Deezer werden vollumfänglich bei RTL+ integriert. Da immer mehr traditionelle Fernsehanstalten den Druck der Videostreaming-Anbieter spüren, dürfte es zukünftig weitere solche Kooperationen geben. Auch ist es nicht auszuschließen, dass Marktleader wie Netflix, Sky oder Disney+ Zusammenarbeiten mit Musikstreaming-Anbietern eingehen.
Hätte dies Einfluss auf die Einnahmen der Musiker*innen?
Doch was würde dies für die Musiker bedeutet? Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich darüber natürlich nur spekulieren. Solche Kooperationen hätten aber sicherlich das Potential, noch mehr Leute vom Musikstreaming zu überzeugen womit sich der Auszahlungstopf vergrößern würde. Allerdings wäre davon auszugehen, dass die Abo-Preise, die ja eigentlich eher steigen sollten, zusätzlich unter Druck geraten. Dies zum einen, weil sich der Wettbewerb verschärfen würde und kaum ein Anbieter in diesem Umfeld die Preise erhöhen würde. Zudem bergen solche Bundle-Angebote zusätzlich das Risiko, dass die Preise sogar noch gedrückt werden.
Nehmen wir an, die beiden Marktleader Netflix und Spotify würden zusammenspannen. Gegenwärtig kostet ein Netflix-Abo 12.99 und das Premium-Abo von Spotify 9.99. Es ist nicht auszuschließen, dass ein allfälliger Preiskampf dafür sorgen würde, dass das Bundle für z.B. 19.99 verfügbar wäre. Zumindest ein Teil der fehlenden 3 Euro würde zulasten der Einnahmen der Musiker*innen gehen. Viele Künstler*innen sind heute schon skeptisch gegenüber der starken Fokussierung von Spotify auf ihr Podcast-Geschäft. Käme zusätzlich noch das Video-Streaming dazu, würde dies nochmals eine völlig neue Dynamik auslösen.
Wie geht’s weiter?
Status quo ist dies noch alles Zukunftsmusik. Doch der Schritt von RTL+ und Deezer zeigt, dass solche Kooperationen angedacht werden und technisch umsetzbar sind. Nun wird sich erst zeigen müssen, wie groß das Bedürfnis der Konsument*innen ist und welche weiteren Streaminganbieter nachziehen. Erst dann wird sich zeigen, ob die Vorteile allenfalls doch überwiegen. Wir bleiben auf jeden Fall an dem Thema dran.