Playlist Algorithmen: So pushst du deine Songs!
- Welche Arten von Playlisten es gibt
- Wie man den Algorithmus beeinflussen kann
- Wieso man den Fokus nicht nur auf große Playlisten legen sollte
- Wieso viele Follower langfristig wichtiger sind als die monatlichen Hörer
Streaming wird ohne Zweifel auch 2019 den Musikmarkt dominieren und seinen steilen Aufstieg fortsetzen (ob ähnlich steil wird sich zeigen).
Da das Streaming immer weiter an Wichtigkeit gewinnt, steigt natürlich auch die Relevanz von Playlists weiter an. Diese sollen ja schon so alles möglich ersetzt haben von Radio bis Musikjournalismus. Diese Diskussion kann man an anderer Stelle führen, sicher ist aber, dass Playlists ein fester Bestandteil des Musikeralltags geworden sind und besonders von dem der Konsumenten.
Wir werfen daher nochmals einen genauen Blick auf das Thema und zeigen euch, wie Playlisting 2019 funktioniert:
Kuratierte Playlists
Zum Thema kuratierte (also von Menschenhand erschaffene) Playlists haben wir uns in diesem Blog bereits ausführlich auseinandergesetzt.
Wichtig ist hier vor allem, dass du dich nicht einzig auf die von den Streamingdiensten selbst erstellen Playlists stürzt (welches natürlich die größten aber entsprechend auch schwierig zu knacken sind), sondern auch User-Generated-Playlists pitcht.
Algorithmus Playlists
Neben den unzähligen kuratierten Playlists gibt es auch noch die von Algorithmen zusammengestellten Playlists deren Wichtigkeit man keinesfalls unterschätzen sollte. Diese Playlists sorgen dafür, dass deine Fans dein neues Release nicht verpassen und stellen deine Musik neuen potenziellen Fans, Medien oder auch Labels vor. Nicht zuletzt sorgen die auf Algorithmen basierten Playlists sogar für mehr Streams als die kuratierten Playlists. Alleine der Release Radar soll mehr Streams generieren als jede der kuratierten Playlists von Spotify.
Worauf achten die Algorithmen?
Selbstverständlich ist dem Algorithmus die Qualität der Musik ziemlich egal. Dieser sieht einzig die Zahlen: Wie viele Leute haben den Song gestreamt, wie oft wurde er gespeichert, wie häufig wurde er zu Playlists hinzugefügt und wie viele Follower hat der Künstler. Dies sind einige der Faktoren die hier eine Rolle spielen (wie genau die Algorithmen funktionieren wird freilich nicht offengelegt von den Streamingdiensten).
Was sind Algorithmus Playlists genau?
Als Beispiel nehmen wir drei Playlists, die zumindest jeder Spotify-Nutzer kennen dürfte:
Dein Mix der Woche (Discover Weekly)
Jeden Montag stellt Spotify jedem einzelnen User eine maßgeschneiderte Liste von Songs zusammen. Die Auswahl basiert dabei auf den bisher gehörten Songs (oder denen die geskipt wurden) so wie den Songs, die Hörer mit ähnlichen Musikgeschmack gehört haben. Wenn man als Künstler in dieser Liste auftaucht, hofft man natürlich vor allem, dass der Hörer die Songs abspeichert.
Release Radar
Jeden Freitag gibt es im Release Radar bis zu zwei Stunden neue Musik zusammengestellt vom Algorithmus. Im Gegensatz zum Mix der Woche liegt der Fokus hier weniger auf der Entdeckung von neuen Künstlern, sondern auf den Neuerscheinungen der Woche. Hier findet der Hörer die neuen Releases der Künstler, denen er folgt oder die er in der Vergangenheit gehört hat, gemischt mit einigen Empfehlungen. Aus Künstlersicht ist es also wichtig, dass möglichst viele Leute dir followen, da dann das neue Release bei den Followern im Release Radar auftaucht.
Dein Mixtape
Das Mixtape basiert vor allem auf Genres und erneut auf dem, was der Hörer in der Vergangenheit gehört hat. Hat ein Hörer ein sehr differenzierten Musikgeschmack, kann er von Spotify bis zu sechs verschiedene Mixtapes präsentiert bekommen. Je regelmäßiger der User diesen Mix hört, desto öfter updated sich dieser. Aus Musikersicht ist es also wichtig, sich in seinem Genre zu etablieren. Natürlich ist die Chance in Nischengenres grösser in den Mixtapes der User zu landen, als wenn man etwa englischsprachige Popmusik macht.
Musik wird hier also zu reinen Daten mit welchen der Algorithmus rechnet und zumindest wenn man viel Musik hört (und somit viele Daten liefert), funktioniert das auch erschreckend gut. Als Musiker muss es somit das Ziel sein, das Datenmonster ebenfalls mit viel Input zu füttern.
Wie kann ich den Algorithmus beeinflussen?
Die Zeiten, wo man alle 2,3 Jahre ein Album veröffentlicht und dazwischen keinen musikalischen Output hat, sind vorbei. Man muss nicht gerade wöchentlich neue Singles rausballern, aber ein regelmäßiger Output hilft sicherlich um die Datenmaschinerie bei Laune zu halten.
Natürlich nützte aber auch der grösste Ouput nichts, wenn die Songs nicht gehört werden. Man muss sich also eine Fanbase aufbauen und dann vor allem dafür sorgen, dass diese bei den Streamingdiensten aktiv bleibt. Die Algorithmen reagieren wie gesagt darauf, wie oft ein Song in die Bibliothek gespeichert, geliked oder zu Playlists hinzugefügt wird.
Es ist daher wichtig seine Kanäle dazu zu nutzen, die Fangemeinde dazu zu animieren die Songs nicht nur zu hören, sondern auch zu speichern und zu teilen. Daher unbedingt immer die Streaminglinks über Social Media streuen.
Besonders sollte man die Fans dazu animieren, dir zu folgen (mehr dazu weiter unten). Je mehr Follower man hat, desto mehr Leute erfahren von einem neuen Release und somit gibt es auch mehr Streams, Saves und Likes.
Dem Algorithmus entgeht es nie, wenn dein Song einer Playlist hinzugefügt wird, egal ob diese Millionen Follower oder nur ganz wenige hat. In je mehr Playlists dein Song aufgenommen wurde, desto grösser ist die Chance, in eine der Algorithmus-Playlists zu gelangen. Dabei zählt nicht nur die Größe der Playlist, sondern viel mehr, wie gut dein Song in der Playlist performt. Wenn dein Song also in einer großen Playlist ist, dort aber nicht reinpasst und daher oft übersprungen wird, nützt das weniger als wenn er in einer kleinen Playlist ist, dort aber perfekt passt und somit auch gehört wird.
Wie bereits oben erwähnt: versucht in so viele relevante Playlists zu kommen wie möglich und fokussiert euch nicht nur auf die großen Playlists. Es muss nicht immer Deutschrap Brandneu sein, manchmal hilft auch die Playlist mit einigen hundert Followern, wenn dein Song dort dann auch wirklich gehört wird. Es lohnt sich also auch, die eigenen Fans zu bitten, deinen Song in ihre Playlists aufzunehmen. Um dies mit einer Zahl zu unterstreichen: 20% aller auf Spotify generierten Streams stammen aus Playlists, egal ob gross oder klein.
Wenn du deinen Song mindestens eine Woche vor dem Release pitcht, wird er deinen Followern automatisch im Release Radar angezeigt. Hier also nicht zu spät sein!
Erwarte bitte keine Wunder: es braucht Zeit, bis man auf dem Radar (pun intended) des Algorithmus auftaucht. Doch befolgt man die obigen Tipps und setzt sie konsequent um, wird sich dies mit der Zeit auszahlen. Man muss dafür auch nicht Millionen von Streams generieren, die Schwelle für «Dein Mix der Woche» soll angeblich bei humanen 20.000 Streams liegen.
Personalized Editorial Playlists
Seit kurzem testet Spotify sogenannte «Personalized Editorial Playlists». Diese sind eine Mischung aus kuratierten und von Algorithmen zusammengestellten Playlists und somit wie die Algorithmus-Playlists für jeden User einzigartig. Konkret bedeutet dies, dass das Editorial Team von Spotify die Playlist zusammenstellt und der Algorithmus dann für jeden einzelnen User, basierend auf dessen Hörverhalten, weitere Songs hinzufügt.
Das ist natürlich eine tolle Sache für die Hörer, doch wie kann ein Künstler denn nun sicher sein, dass sein Song, wenn er der Playlist hinzugefügt wird, auch jedem Fan angezeigt wird? Spotify hat da eine ziemlich elegante Lösung gefunden:
Im Spotify for Artists sieht man ja bereits jetzt, zu welchen Playlists ein Song hinzugefügt wurde. Die personalisierten Playlists werden neu mit einem blauen Button («Personalized») gekennzeichnet.
Jeder Künstler findet hier nun auch einen personalisierten Link zu dieser Playlist, den er sharen kann. Dieser Link erscheint 7 Tage ab dem Moment, wo der Song der Playlist hinzugefügt wurde.
Klickt nun ein Fan auf diesen Link, erscheint dein Song jeweils an erster Stelle der Playlist. Sobald der Link geklickt wurde, wird der Song dem jeweiligen Fan für 24 Stunden an erster Stelle angezeigt, danach rutscht er an seine eigentliche Position oder verschwindet je nach dem ganz aus der Playlist.
Wieso Playlists wichtig aber nicht alles sind
Es gibt Künstler, welche die Millionengrenze in Sachen monatlicher Hörer geknackt haben, es jedoch nur auf rund 1000 Follower bringen. Der Fall ist klar: die Streams kommen hier zu einem großen Teil von Playlistplatzierungen.
Auf der anderen Seite gibt Künstler, die haben Millionen von Streams, zehntausende Followers und sind trotzdem nie in einer großen Playlist zu finden. Auch hier ist der Fall klar: die Streams kommen von der loyalen Fanbase, die sie sich erarbeitet haben.
Was uns das zeigt: Playlists sind eine kurzfristige Angelegenheit. Ist man in einer populären Playlist, zeigt sich das schnell an den monatlichen Hörern, die je nach Playlist förmlich in die Höhe schnellen. In die entgegengesetzte Richtung geht es jedoch häufig auch, sobald der Song nicht mehr in der Playlist zu finden ist.
Es ist enorm schwierig über Playlists Fans zu gewinnen, da die Leute die Playlist hören, weil es ihrem Geschmack entspricht, es sie häufig aber nicht wirklich interessiert, von wem die Lieder überhaupt sind. Es kann also sein, dass man einige Monate tausende Euros macht nur aufgrund von Spotify-Playlists und wenn man aus der Playlist raus ist, hat man überspitzt gesagt wieder nur das Trinkgeld, dass man vor der Playlistplatzierung hatte.
Es ist also relativ einfach: durch die Platzierung in großen Playlists kann man viele Streams generieren und, zumindest kurzfristig, gutes Geld verdienen. Langfristig gesehen ist eine hohe Anzahl Follower aber deutlich wichtiger als die volatile Anzahl monatlicher Hörer. Eine Million monatliche Hörer oder eine Million Streams bedeuten leider nicht eine Million Fans.
Natürlich muss man trotzdem weiterhin versuchen seine Songs in die Playlists zu platzieren, das eine schließt das andere ja nicht aus. Man sollte aber nicht seine gesamte Energie in Playlisten investieren, da man sich bewusst sein muss, dass jedes Label, jeder Vertrieb, jeder Künstler und seine Mutter auch versucht seine Songs in die Playlisten zu bringen. Die Konkurrenz ist also riesig.
Was ist ein gesundes Verhältnis zwischen Followers und monatlichen Hörern?
Grob gesagt, sollten die Follower etwa 5% der monatlichen Hörer betragen – oder besser noch mehr. Hast du also eine Million monatliche Hörer, sollte deine Followerzahl nicht im tiefen Tausenderbereich herumdümpeln, sondern sicherlich 50‘000 oder mehr betragen.
Man kann aus der Analyse von Streaming- und Follwerzahlen eine ziemliche Wissenschaft machen, wie etwa dieser Artikel von Sam Chennault (Chartmetric) zeigt, der den Impact von Playlistplatzierungen auf Followerzahlen analysiert und auch, welchen Einfluss die Medienpräsenz des Künstlers hat.
Schlussendlich kann man es aber ganz einfach zusammenfassen: Man brauch sowohl Streams und Playlistplatzierungen, um Umsatz zu generieren aber vor allem auch Follower, um das Einkommen nachhaltig zu gestalten. Diese Fans sind es dann nämlich, die an deine Konzerte kommen und dein Merchandise kaufen.
Streaming überflügelt CDs und Downloads
Falls jemand noch daran zweifelt, dass Streaming die anderen Formen des Musikkonsums längst überrundet hat, gibt es zum Abschluss noch einige Zahlen von 2018.
Weltweit entfallen unterdessen 46,8% der Einnahmen des Musikmarktes auf das Streaming, womit es die physischen Verkäufe (25%) und besonders die Downloads (12%) deutlich hinter sich lässt. Von den 19,1 Milliarden die weltweit umgesetzt wurden, entfallen also satte 8,9 Milliarden auf das Streaming.
Deutschland ist bekannt als Spätstarter in Sachen Streaming und tatsächlich wird noch fast die Hälfte des Umsatzes mit physischen Produkten (hauptsächlich CDs mit 36,4%) generiert, doch auch hier ist das Streaming bereits für 46,4% des Umsatzes verantwortlich. Gänzlich in der Irrelevanz verschwindet der digitale Download der mit 7,8% nur noch leicht vor dem Liebhaberstück Vinyl (4,4%) liegt.
In der Schweiz steuert das Streaming schon satte 58% zum steigenden Gewinn der Musikbranche bei während die physischen Verkäufe (24%) sowie die Downloads (18%) kontinuierlich sinken.
Auch in Österreich hat das Streaming die CD überholt und steht bei 51,6%, während sich die CD wacker bei 43,6% hält. Auch hier sind die Downloads (10,9%) nur noch knapp vor dem Vinyl (7,8%).
Hast du noch Fragen zu Playlists?
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