Industry Groove – Woche 31
Für alle, die von Anfang an dabei sind, ist dies heute der fünfzehnte Industry Groove Newsletter. Wenn man fünfzehnmal dasselbe gemacht hat, darf man ja auch mal fragen, wie es denn so gewesen ist. Deshalb wäre ich überaus dankbar, wenn du an dieser wirklich (!) kurzen Umfrage teilnehmen könntest. Es dauert im allerschlimmsten Fall eine Minute, hilft mir aber im besten Fall wahnsinnig weiter. Grazia fitg (das ist das einzige, was ich auf Rätoromanisch, der vierten Landessprache der Schweiz, sagen kann. Ach ja, es bedeutet vielen Dank).
Spotify Studie: 2% Superfans sorgen für 18% der Streams und 52% der Merch-Käufe
- Es ist kein Geheimnis, dass Superfans für Künstler*innen von immenser Bedeutung sind und daher oft Gegenstand von Untersuchungen und Analysen sind.
- Luminate hat beispielsweise 15% der US-Bevölkerung als Superfans identifiziert, die monatlich 80% mehr ausgeben als Durchschnittskonsument*innen. Goldman Sachs wiederum glaubt, dass 20% aller Personen, die über ein kostenpflichtiges Streaming-Abo verfügen, in die Kategorie der Superfans fallen.
- Nun hat auch Spotify seinen immensen Datenberg angezapft und eine Studie zu den Superfans, oder wie sie es nennen, Super Hörer*innen, veröffentlicht. Dies geschah natürlich vor dem Hintergrund, dass kürzlich auf Spotify for Artists der Bereich Segmente eingeführt wurde, der den Künstler*innen u.a. zeigt, wie viele ihrer Hörer*innen Superfans sind.
- Was hat Spotify herausgefunden? Im Durchschnitt sind 2% der monatlichen Hörer*innen Super Listener. Diese sorgen jedoch für 18% der monatlichen Streams.
- Für mich eher überraschend: Je weniger monatliche Hörer*innen ein Artist hat, desto geringer ist der Anteil der Superfans. So macht der Anteil der Superfans bei den Artists mit bis zu einer Million monatlichen Hörer*innen nur 1% aus. Bei den Künstler*innen mit 5 bis 25 Millionen monatlichen Hörer*innen sind es 3% und bei der Elite mit mehr als 25 Millionen sogar 5%.
- Ebenso schwankt der Anteil der Superfans an den monatlichen Streams. Der Einfluss ist am größten bei denjenigen Künstler*innen, die ganz oben und ganz unten auf der Pyramide stehen. Bei den Artists mit über 25 Millionen monatlichen Hörer*innen sorgen die Superfans für satte 30% aller Streams. Bei den Artists mit bis zu 10.000 monatlichen Hörer*innen sind es 22%.
- Am wenigsten Einfluss auf die Streams gibt es bei der Mittelklasse, also Künstler*innen mit 10.000 bis zu einer Million monatlichen Hörer*innen. In diesem Bereich sorgen die Superfans für 13% aller Streams.
- Am stärksten wächst die Anzahl Super-Hörer*innen, wenig überraschend, wenn man neue Musik releast. Jedoch sind die Super-Hörer*innen sehr treu. Mehr als zwei Drittel hören die Musik auch ein halbes Jahr später noch.
- Die Zahlen in Sachen Merch-Verkäufe sind eindrucksvoll. Die Superfans machen zwar nur 2% aller Hörer*innen aus, sind jedoch für 52% aller Merch-Käufe verantwortlich.
- Die meisten Superfans findet man laut Spotify übrigens in Lateinamerika.
Künstler*innen nutzen KI, sind aber auch besorgt
- KI ist das Thema der Stunde und es wird viel darüber diskutiert, was dies für einen Einfluss auf die Musikindustrie aber auch für die Künstler*innen selbst hat. Believe und ihre Tochterfirma TuneCore fanden, dass es an der Zeit sei, die Artists selbst zu befragen. Ihre Umfrage wurde von 1.588 Independent Künstler*innen aus 10 Ländern beantwortet, die fast gleichermaßen in den Bereichen Pop, HipHop, Rock und Electronic angesiedelt sind.
- Die Umfrage ergab, dass 50% der Befragten „bewusst und engagiert in KI“ sind und eine „positive Wahrnehmung seiner Vorteile und Chancen“ haben. Hingegen sind 39% „unwissend und gleichgültig gegenüber KI“ mit „Ängsten und Bedenken bezüglich der Technologie“.
- Nur 27% der befragten Künstler*innen haben bereits KI-Tools eingesetzt. In dieser Gruppe nutzten 57% KI für Artworks, 37% um Promo-Assets zu erstellen und 20% um Fans zu gewinnen.
- 35% der Befragten sind grundsätzlich daran interessiert, KI in ihren kreativen Prozess einfliesse zu lassen, die meisten davon primär im Bereich Marketing und Promotion.
- Interessanterweise sind 50% bereit, ihre Musik für maschinelles Lernen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig wird viel Wert auf einen verantwortungsvollen Umgang mit KI gelegt. Konkret bedeutet dies: Für das maschinelle Lernen braucht es die Zustimmung, zudem soll es vergütet werden und die Künstler sollen Credit dafür bekommen.
- Alles in allem zeigen die Künstler*innen einen sehr nüchternen Umgang mit KI, ohne blinde Technologiegläubigkeit, aber auch nicht mit grundsätzlicher Ablehnung. Gewisse Ängste sind jedoch trotzdem vorhanden.
- 77% der Befragten befürchten, von KI ersetzt zu werden. 61% sorgen sich um Plagiate und 46% über die gerechte Verteilung der Einnahmen.
Bonus Reads
- Letzte Woche verkündete YouTube, dass sich 2 Milliarden eingeloggte User Shorts anschauen. Nun will auch Meta mit Zahlen untermauern, wie wichtig ihre Reels sind (obwohl es daran auch Zweifel gibt). Laut Herr Zuckerberg werden täglich 200 Milliarden Reels auf Instagram und Facebook angeschaut. Letzten Herbst waren es noch 140 Milliarden. Auch die Monetarisierung der Reels laufe blendend. Wurden im vergangenen Herbst noch 3 Milliarden Dollar umgesetzt, sind es nun bereits 10 Milliarden.
- Nur ein kleiner Anteil der Künstler*innen sorgt für die Mehrheit der generierten Streams bei Spotify. Neuste Zahlen zeigen, dass es sich bei Twitch ähnlich verhält. Die Top 100 Streamer sorgen für 20% aller Views, die Top 1.000 für 46% aller geschauten Stunden und die Top 10.000 bereits für 76%. Somit sorgen nur 5% der Streamer für Dreiviertel der Views.
- Der neueste Artikel / Podcast auf Trapital behandelt den aktuellen Stand der Dinge bei den Middle-Class-Musiker*innen.